Donnerstag, 14. Juli 2016

Vater wird uns nicht vergessen





Jeder spürte es - ein Augenblick unheimlicher Stille, ein leichtes Rumpeln, und plötzlich bebte der Boden unter den Füßen. Gebäude wankten und schwankten und fielen wie Kartenhäuser in sich zusammen. In weniger als vier Minuten waren über dreißigtausend Menschen tot durch ein Erdbeben der Stärke 8.2, das Armenien 1989 erschütterte und fast den Erdboden gleichmachte.
In dem völligen Chaos läuft ein aufgeregter Vater durch die engen Straßen zu der Schule hin, in die sein Sohn am frühen Morgen gegangen war. Der Mann hat nur eines im Kopf: das Versprechen, das er seinem Sohn schon so oft gegeben hatte: "Was immer passiert, Armand, ich werde bei dir sein."

Er kommt an die Stelle, wo die Schule gestanden hat. Aber er sieht nur einen riesigen Trümmerhaufen. Zuerst steht er nur da und kämpft mit den Tränen. Dann gibt er sich einen Ruck und geht mühsam über den Schutt auf den hinteren Gebäudeteil zu, von dem er wusste, dass dort der Klassenraum seines Sohnes gewesen war. Mit bloßen Händen beginnt er zu graben. Verzweifelt zieht er die Steine und Mauerreste weg, während andere Leute um ihn herumstehen und ihm in ungläubiger Verzweiflung zuschauen. Einige hört er murmeln: "Hör doch auf, Mann, die sind alle tot."

Aufgebracht ruft er ihnen zu: "Entweder ihr jammert, oder ihr helft mir die Steine raus holen." Einige wenige helfen mit. Die meisten von ihnen geben auf, als ihre Muskeln zu schmerzen beginnen. Der Mann aber kann nur noch an seinen Sohn denken. Er gräbt sich immer weiter durch den Schutt hindurch - für Stunden … zwölf Stunden … achtzehn Stunden … vierundzwanzig Stunden … sechsunddreißig Stunden …. Endlich nach achtunddreißig Stunden hört er ein leises Stöhnen unter einem Stück von der Schultafel.

Er reißt die Tafel heraus, wirft sie weg und schreit: "ARMAND!" Aus der Dunkelheit kommt eine leise zitternde Stimme: "Papa…!?" Andere schwache Stimmen machen sich bemerkbar, als sich die kleinen Überlebenden unter dem Schutt zu rühren beginnen. Den wenigen da gebliebenen Eltern und Zuschauern stockt der Atem. Durchdringende Schreie der Erleichterung kommen aus ihrer Richtung. Vierzehn der dreiunddreißig Schüler werden lebend geborgen.

Als Armand schließlich herausgekommen ist, versucht er beim Graben mitzuhelfen, bis alle seine Klassenkameraden, die überlebt haben, im Freien sind. Jeder kann es hören, wie er sich auf einmal seinen Freunden zuwendet und sagt: "Hab ich es euch nicht gesagt? Mein Vater wird uns nicht vergessen!"

Dass wir solch einen Vater im Himmel haben, ist nicht wirklich überraschend, aber haben wir, hast Du, habe ich auch so einen Glauben wie Armand. Solch einen Glauben brauchen wir, weil auch wir solch einen Vater im Himmel haben.




Autor: Scott Hahn in dem Buch "Gottes Bundestreue; ein Vater, der seine Versprechen hält"







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